
Bild von Corinna Schenk auf Pixabay
Meine Freiheit hatte Grenzen,
wenn zufällig jemand zusah,
wie ich sie gerade übertrat,
es waren liebevolle Sorgen,
diese Habachtlinien,
die mich umgaben,
aber auch lästig, sehr lästig,
und früh erkannte ich,
von Last sollte man sich lösen,
um lockerer zu werden,
Hemmnisse überwinden,
also stieg ich mal wieder
über den Gartenzaun,
schlich zum Ufer des Sees,
wo mich die Wellen begrüßen
mit ihrem ständigen Murmeln,
das Schilf tanzte im Takt
der fließenden Melodie,
hockte mich zwischen die Stengel,
die mich jetzt noch mehr
überragten als im Stehen,
ein grüner, hellbrauner Wald
mit dessen monotonem Rascheln
ich um die Wette schaukelte,
und mit zunehmender Gewißheit
spürte, beobachtet zu werden,
still wurde der Platz, eng die Zeit,
der See, das Schilf ruhte,
das Augenpaar ruhte,
starr auf mich gerichtet,
ich hatte die Habachtlinie
einer Eule übertreten,
ihr Blick wohnt immer noch
in meinen Augen,
nicht weit von mir entfernt
auf dem morschen Baum,
dessen Äste im See baumelten,
die Grenzen verwischend
zwischen fest und fließend,
zwischen umhegt und eingesperrt sein.
Doris Mock-Kamm