
Bild von Henrikas Mackevicius auf Pixabay
Seicht glitt der Text über weite Strecken,
Gräser, hie und da zartverblaßte Blümchen,
nackter Untergrund, festgetretener Boden,
fern grummelndes Getöse, Wasserrauschen,
zum Horizont fliehende gebauschte Dunstwörter,
getrieben von windigen umtriebigen Begriffen,
bereit ihre Buchstaben neu zu formieren,
Zweifelnde verwandeln sich zu Zwielichten
oder entzweien sich, verbunden in Treue,
Gläubige negieren jede ihrer Veränderung,
erstarrt in der überkommenden Verwandlung,
Wissende züngeln gierig nach Unberührtem,
häuten sich bis zur grenzenlosen Selbstaufgabe,
Kapitel für Kapitel, Abschnitt für Abschnitt,
trommeln mit Wucht in eine Sprachquelle,
versteckt hinter einer rankenden rosa Clematis,
gespeist durch funkensprühende Tonfontänen,
obwohl die letzten Seiten des Buches das Ende,
das absolute Ende ohne rosa gefärbte Elefanten
ankündigen, wer fällt auf diese Phantasie herein,
wir alle kennen zu gut die erzählte Wahrheit,
keine Geschichte bedarf der Übertreibung
durch geschoßspeiende feurige Wassersätze,
die Seelen verbrennen, Verstand einfrieren,
Sand klebt an den Füßen, Salz auf der Haut,
zwischen den einzelnen Blättern meine Spuren,
kleine Hauchschwaden zwischen den Zeilen,
Fingerabdrücke auf matt, weißem DIN A 5-Papier,
auf dem Buchrücken meine feuchte Hand,
die Endlichkeit spürt, von Trauer übermannt,
mit leichter Schwere segeln Ziffern durch meine Zeit.
Doris Mock-Kamm