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Von der Geburt bis zum Tod?
Es ist hinlänglich bekannt, mit dem ersten Schrei auf dieser Welt werden Menschen auf den Standesämtern registriert. Natürlich haben sich die Menschen schon im Mutterleib bemerkbar gemacht und wurden von ihrer Mutter registriert, aber die Registration in ein Register, der erste Eintrag in eine Liste erfolgt nach der Geburt.
In diesem Verzeichnis wird der Name, das Geschlecht eingetragen. Ja, im Krankenhaus oder auch durch die Hebamme sind die Größe, das Gewicht, die Uhrzeit, der Name, eventuelle Merkmale ebenso in einer Liste auf einer Datei bereits aufgeschrieben worden. Jedenfalls ab diesem Zeitpunkt hört das Registrieren nicht auf. Ob das Kind weint, ob es lächelt, wann es die ersten Worte sagt, wann es wie groß ist, wann die ersten Zähnchen zu sehen sind und vieles mehr wird so nebenbei oder gewissenhaft in ein Buch: Mein erstes Lebensjahr, eingetragen. Bei jedem Arztbesuch werden Symptome in das Kartenblatt im Dateikasten oder heutzutage direkt in die Datendatei auf dem PC aufgeführt.
Bis der Mensch dieses Erdenleben wieder verläßt, ist sein Leben in einer einzigen großen Registerdatei gespeichert und nicht nur da, ebenso in vielen kleinen, entweder amtlichen, behördlichen und privaten, beruflichen Listen, Tabellen. Verwunderlich dabei ist nicht die Registrierung, dazu gäbe es genügend für und wider zu beschreiben, aufzuzeigen, verwunderlich ist vielmehr das Zurückbringen.
Register, mittelhochdeutsch register, mittellateinisch registrum, Verzeichnis, lateinisch regerere, zurückbringen; eintragen, aus: re-, wieder, zurück und gerere, tragen, ausführen. Synonyme sind, Aufstellung, Index, Glossar, Übersicht, Tabelle, Liste, Datei.
Registrieren bedeutet, aufzeichnen, feststellen, gewahren, entdecken, bemerken, erfassen, notieren, buchen.
Wie kann „zurückbringen“ ein Ausdruck dafür sein, etwas zu notieren, sich einen Vermerk machen, eine Eintragung vornehmen? Oder wieder tragen, zurücktragen, wieder ausführen, zurück ausführen? Das ist doch nur möglich, wenn etwas bereits erfaßt wurde. Zurückbringen kann man nur etwas, das man vorher geholt hat oder sich hat bringen lassen. Genauso bei wieder ausführen, also nochmal etwas wiederholen, verwirrend?
Geht man davon aus, daß die ersten, das heißt ständigen, wiederholten Aufzeichnungen durch den Handel bedingt war, so wird die Erklärung für das Zurückbringen verständlich.
Die Registrierkassen beim Kaufmann notieren jede Ware, die verkauft wird. Der Vorgang des Verkaufs wird notiert. Der Händler kann aber nur verkaufen, wenn die Ware in seinem Laden steht oder in seinem Lager sich befindet. In der doppelten Buchführung kann man diesen Vorgang des Verkaufs durch Registrieren der Ware als Ausbuchung bezeichnen. Die Ware wurde quasi zurückgetragen, ausgebucht, gestrichen. Sie wurde registriert beim Einkauf im Lager und registriert beim Verkauf im Laden. Theoretisch könnte man dies auch mit einer doppelten Verneinung erklären. Denn obwohl die Ware durch diesen Vorgang nicht mehr im Besitz des Händlers ist, entsteht dem Kaufmann dennoch ein Plus an Kapitel.
In jeder Liste, Tabelle wird ständig, bis auf Ausnahmen, eingetragen, ausgetragen, verbessert, gelöscht, dazu notiert. Es ist ein zurück und wieder.
Der letzte Eintrag von unserem Leben wird das Sterbedatum beim Standesamt sein, behördlich gesehen. Unabhängig von möglichen anderen Daten, die in der Zwischenzeit von Geburt und Tod geführt wurden. Somit schließt sich der Kreis der Registrierung. Es ist einfach eine vereinfachte Form von einer Handlung „ausführen“. Anstatt Eintragung und Austragung, notieren und löschen, vermerken und ändern, reicht ein Wort, registrieren.
In diesem Sinne ist zu hoffen, daß die doppelte Verneinung für die Lebensspanne der Ein- Austragung ein Mehrwert für jeden Einzelnen darstellt. Möglicherweise könnten über den Sinn und Unsinn der vielen Daten, die gesammelt werden, ganze Ordner voll Argumenten aufgeführt werden, dennoch sei angemerkt (Randnotiz): Und darum kann kein Mensch nicht vergessen werden.
Doris Mock-Kamm
Mein in Deutschland geborener Sohn (damals nur griechischer Staatsbürger, denn es galt Vaterrecht) bekam als erstes, kaum war er auf der Welt, Post: seine Rekrutierungsnummer für die griechische Armee.
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Traurig, wenn ein so freudiger Anlaß dafür benützt wird, um seine „Wehrhaftigkeit“ zu vergrößern, anstatt die schöpferische Komponente. Vermute, diese Art der Begrüßung gab oder gibt es auch in anderen Ländern. Eigentlich schade, denn ist „kämpfen“ wirklich geeignet, etwas zu erhalten?
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